Gartengestaltung
Trockenheitsverträgliche Frühlingsblüher
Das blaue Band des Frühlings
Farbe! Danach sehen wir uns an grauen Wintertagen und suchen die Beete nach den ersten Frühlingsboten ab. Es sind keine aufwändigen Pflanzungen mit Einjährigen nötig, um den Frühling in den Garten zu locken. Diese Sehnsucht stillen zarte Stauden ohne große Ansprüche an Pflege oder Wassergaben. Hübsche, pflegeleichte Blumen, die nach dem Anwachsen in der Regel nicht mehr gegossen werden müssen und schöne Gruppen durch Selbstaussaat hervorbringen. An den ersten Blüten herrscht immer besonders starker „Flugverkehr“. Diese frühen Blütenteppiche locken zahlreiche Insekten an. Nach dem Winter sind sie angewiesen auf ein reiches Nahrungsangebot.
Blütenfest unter Bäumen
In der Natur beginnt das Blütenfest im Wald. Bevor die Waldbäume ihre Blätter entfalten, müssen die kleinen Stauden darunter die Sonne nutzen, um zu wachsen und zu blühen. Diesem Wettlauf mit ihren großen Nachbarn gewinnen viele unserer heimischen Waldstauden mit Leichtigkeit, denn sie beginnen bereits im März zu blühen.
Kleine Juwelen
Buschwindröschen (Anemone nemorosa) machen den Anfang- für den Garten bietet sich die lavendelblaue alte Sorte „Robinsoniana“ (10 cm) an, die nicht wuchert, im Gegensatz zur Art, die wir aus unseren Wäldern kennen. Bei Leberblümchen (Hepatica nobilis 10 cm), den nächsten Frühlingsboten im Wald, hat die blau blühende Art keinen so großen Ausbreitungsdrang. Das Siebenbürger Leberblümchen (Hepatica transsilvanica 15 cm), das etwas größer und kräftiger wächst als unser heimisches, passt mit besonders hoher Trockenheitstoleranz gut in den Frühlingsgarten, und ihre weiße Form lässt sich im Garten mit den blauen Blüten der wilden Verwandten schön kombinieren.
Dazu harmonieren die pinken und weißen Blüten, der im Kaukasus beheimateten Alpenveilchen (Cyclamen coum 10 cm). Sie öffnen sich zum Teil schon im Februar mit den Schneeglöckchen und passen sehr gut zu Krokussen. Die dunkelgrünen Blätter, mit zum Teil zarten silbrigen Zeichnungen, sind wintergrün und verschwinden im Sommer. Nach dem Abblühen entwickeln sie kleine Samenkapseln und die Stile ringeln sich ein, um den Samen direkt auf dem Boden auszustreuen. Ameisen interessieren sich dafür und tragen sie durch den ganzen Garten. So tauchen die kleinen Pflanzen überall dort auf, wo es ihnen zusagt.
Schön gezeichnet ist auch das Blatt der einheimischen, weißblühen Hundszahnlilie (Erythronium dens-canis 15 cm). Ihre elegante Gestalt und weiße Blüte schmücken ebenso wie die gelbe Sorte „Pagoda“ (20 cm), die aus amerikanischen Hundszahnarten gezüchtet wurde.
Schöne Gruppen bildet die Kissenprimel (Primula vulgaris 10 cm). Sie wird auch Karnevalsprimel genannt, denn sie blüht zu dieser Zeit in vielen verschieden Farben, wie blau, lavendel, gelb, weiß und rot. Diese Primel ist sehr robust, und wie Krokusse und Alpenveilchen wächst sie auch gerne im Rasen, wenn dieser erst spät gemäht wird.
Aus dem Süden
Südeuropäische Waldstauden lassen sich ebenso gut in unser Frühlingsbeet integrieren. Zu den kleinen Schätzen zählen Schaftdolde ( Hacquetia epipactis 20 cm) und Wiesenrauten-Muschelblümchen (20 cm). Während die gelb-grünen Köpfe der Schaftdolde durch ihre Hochblätter eine große Anziehungskraft haben, gibt sich das Wiesenrauten-Muschelblümchen (Isopyrum thalictroides) ganz elfenhaft und elegant, fast zerbrechlich.
Eine Lungenkrautunterart gehört zu den Trockenheitskünstlern. Die blauen Blüten des Langblättrigen Lungenkrauts (Pulmonaria longifolia ssp. cevennensis) ziehen viele Insekten an. Zudem schmückt gerade das Langblättrige Lungenkraut den Garten mit seinen graugrünen, schmalen Blättern. Namensgebend für Lungenkraut und Leberblümchen war die Volksmedizin. In der Signaturenlehre glaubte man, dass die äußere Ähnlichkeit mit bestimmten Organen auf die Heilkräfte der Pflanzen hindeuten. So erinnern die Blattform des Leberblümchens an die Form einer Leber und die Form und Zeichnung auf dem Blatt des einheimischen Lungenkrauts an die Strukturen der Lunge. Das Lungenkraut erreicht eine Höhe von dreißig Zentimetern und besteht auch neben den bis zu vierzig Zentimeter hohen Lenzrosenbüschen (Helleborus orientalis Hybride), deren rote, rosa, weiße oder fast schwarze Blüten schöne Kontraste setzen.
Den Anschluss nicht verpassen
Nach den Vorfrühlingsblühern im März schließen sich im April etliche mittelhohe Stauden an: Mit Lenzrosen und Lungenkraut lässt sich auch der horstig wachsende, gelbblühende Ungarwurz (30 cm) gut vergesellschaften. Unverzichtbar ist im Frühling das Kaukasusvergissmeinnicht. (Brunnera macrophylla) Die langlebige Staude bezaubert mit einer großen Auswahl an Sorten. Für jeden Pflanzplatz ist das richtige dabei. Blaue Blüten, wie beim klassischen Vergissmeinnicht oder wie die Sorte „Mr. Morse“ die weiße Blüten trägt, manche Sorten leuchten auch mit silbrigen, gelben oder gefleckten Blättern aus dem Schatten. Diese Stauden bilden keine Ausläufer und vermehren sich durch Aussaat, aber ohne dabei lästig zu werden. Ebenso im April öffnen sich die Blüten der Roten Elfenblume (Epimedium rubrum) und der Mandelblättrigen Purpurwolfsmilch (Euphorbia amygdaloides) , beide bereichern den Garten mit wintergrünen Blättern. Das Blattwerk der Elfenblume sollte aber nach den letzten starken Frösten abgeschnitten werden, damit die Blütenstiele schön zur Geltung kommen. Sie bildet mit der Zeit immer größer werdende Horste. Die Pururwolfsmilch trägt diesen Namen um ihre roten Stile willen, die Blüten kontrastieren damit in gelbgrün.
Attraktive Begleitung
Wuchtig präsentiert sich der Korsische Nieswurz (Helleborus argutifolius), der eine Höhe von fünfzig Zentimetern erreicht. Er bildet einen Stamm und bleibt den Winter über grün. Sein Laub leuchtet in grau-grün mit den im März erscheinenden hellgrünen Blüten um die Wette. Als frühblühende, niedrige Gräser bieten sich die Schattensegge (Carex umbrosa) oder die Weißbunte Vogelfußsegge (Carex ornithopoda) als Partner zu den Blütenstauden an.
Passende Gehölze
Sie haben noch keinen Baum oder Strauch im Garten, unter dem ihr Frühlingsbeet entstehen könnte? Duft Heckenkirsche (Lonicera purpusii), Kornelkirsche (Cornus maas), Japanische Maienkirsche (Prunus yedoensis), Hängekirsche (Prunus subhirtella pendula) eigenen sich nicht nur sehr gut zum Unterpflanzen, sie blühen auch mit den Stauden. Den Anfang macht die Duftheckenkirsche bei mildem Wetter schon im Januar, gefolgt von der Kornelkirsche und später übernehmen dann Japanische Maien- und Hängekirsche das Finale.
Sonnenkinder
Nicht nur der Wald, auch unsere heimischen Trockenrasengesellschaften bieten einige wunderschöne Frühjahrsblüher. Die Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) und das Adonisröschen (Adonis vernalis) blühen bereits ab März und sind langlebige und zuverlässige Stauden für heiße, trockene Standorte. Von der Küchenschelle gibt es sowohl die blau blühende Art als auch rote und weiße Sorten. Ihr Samenstand überrascht: ein silberner Puschel, der die Verwandtschaft mit Clematis nicht verleugnen kann.
Ruhe bringt die Goldwolfsmilch (Euphorbia polycroma), mit ihrer etwa dreißig Zentimeter hohen Gestalt und den im April erscheinenden gelbgrünen Blüten. Ebenso wie die kräftige, etwa einen Meter hohe im März blühende Mittelmeer Wolfsmilch (Euphorbia characias) eignet sie sich als Vermittler zwischen den bunten Blüten.
Der stammbildende, frühblühende Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus) wächst in der Natur sowohl auf sonnigenTrockenrasen als auch im Halbschatten. Die wintergrüne, dekorative etwa fünfzig Zentimeter große Pflanze mit dunkelgrünem Blattwerk bildet einen dezenten Hintergrund für die bunten Frühlingsblüten.
Text und Fotos: Barbara Keller