Gartengestaltung
Die richtige Beleuchtung im Garten
Erhellendes zur Dunkelheit
Damit der Vielfaltsgarten auch in der Nacht ein geschützter Lebensraum bleibt, braucht es nicht nur weniger Beleuchtung, sondern auch die richtige. Wir haben uns einmal umgesehen, worauf es dabei ankommt.
Wie geheimnisvoll doch so ein Baum in der Dunkelheit wirken kann. Von unten angestrahlt, wird seine Silhouette zur inszenierten Skulptur im Garten. Doch dabei bleibt es nicht, denn die Bodenstrahler erhellen den gesamten Nachthimmel, und das hat Auswirkungen. So schön es sein kann, die langen, dunklen Nächte zu erhellen und den Garten in stimmungsvolles Licht zu tauchen – für die Gartentiere hat das fatale Folgen. Sowohl im Winter als auch im Sommer stören künstliche Lichtquellen den natürlichen Rhythmus von Vögeln, Kleintieren, Insekten und von Pflanzen. Egal zu welcher Jahreszeit. Ein hell erleuchteter Schlaf- und Nistplatz, taghelle Strahler im Nachthimmel oder die nächtliche Rundumbeleuchtung mit Leuchtkugeln vor der Hecke beeinflussen die innere Uhr, den Hormonhaushalt, das Fortpflanzungsverhalten und den Aktionsradius sowohl von nacht- als auch von tagaktiven Tieren. Sie sind aber – genauso wie Pflanzen und auch wir Menschen – auf den Rhythmus von Hell und Dunkel, von langen und kurzen Tagen angewiesen. Studien belegen, dass künstliches Licht auf alle Lebewesen Auswirkungen hat. In der Dunkelheit produziert unser Körper und der von allen anderen Wirbeltieren Melatonin, das Schlafhormon, das den Tag- und Nachtrhythmus steuert und eine wichtige Rolle für unser Immunsystem spielt. Künstliches, vor allem kaltweißes Licht hemmt jedoch die Melatoninproduktion. Und weil die Nächte mit den vielen Lichtquellen an Häusern, in Gewerbe- und Industriegebieten, entlang von Straßen und eben auch in Parks und Gärten immer heller werden, spüren wir Menschen und viele andere Lebewesen die Folgen davon, wenn die Nacht zum Tag, wenn sie lichtverschmutzt wird.
Vögel und Insekten leiden
Zugvögel werden von ihren Routen abgelenkt, sie verwechseln das Kunstlicht mit den Himmelskörpern, an denen sie sich orientieren, und das macht sie zur leichten Beute für ihre Feinde. Vögel, deren Schlaf- und Nistplatzplatz plötzlich hell erleuchtet wird, können die Tag- und Nachtlänge nicht mehr richtig abschätzen, bleiben länger aktiv, beginnen früher zu singen und starten früher mit der Brut. Das strengt sie an und schwächt sie. Doch nicht nur die. Nachts sind dreißig Prozent der Wirbeltiere und sechzig Prozent der Wirbellosen unterwegs. Sie alle haben ihre Sinne perfekt der Dunkelheit angepasst. Aber für Igel und all die anderen sind hell erleuchtete Bereiche Barrieren. Um die machen sie einen großen Bogen, damit sie nicht zur Beute werden. Was die Suche nach Nahrung für sie deutlich schwieriger macht. Und für uns besonders sichtbar sind die Auswirkungen bei den Insekten. Eine Milliarde Fluginsekten sterben in Deutschland in einer Sommernacht an Straßenlaternen. Die Insekten, die sich sonst an Mond und Sternen orientieren, werden vom künstlichen Licht angezogen, können sich aber nicht mehr aus dem Schein befreien. Unentwegt umkreisen sie Laternen, bis sie zu Tode erschöpft zu Boden fallen oder an den heißen Lampen verbrennen. Als Bestäuber und als Nahrungsquelle für nachaktive Tiere, wie Fledermäuse, fehlen sie dann.
Auch Pflanzen brauchen den Hell-Dunkel-Rhythmus
Wussten Sie, dass auch Bäume und Sträucher empfindlich reagieren, wenn diese wiederkehrenden Phasen gestört sind? Sie brauchen die Nachtruhe, damit sich ihre Zellen im Dunkeln regenerieren können. Pflanzen, die beleuchtet sind, werden außerdem weniger bestäubt und bilden weniger Früchte aus. Und nicht selten sieht man Bäume und Sträucher neben Straßenlaternen oder Gartenilluminationen, die im Winter auf der dem Licht zugewandten Seite noch grüne Blätter tragen. Sie stellen sich einfach nicht auf Winterruhe ein, sondern bleiben aktiv und lassen das Laub erst später fallen. Auch treiben sie wieder früher aus – oft zu früh. Dieser gestörte Rhythmus macht die Pflanzen anfälliger für Nachtfröste und für Krankheiten. Und auch für viele Tiere bleiben die künstlich verlängerten Wintertage nicht folgenlos. Sie verpassen den richtigen Zeitpunkt, ihren Körper auf den Winter einzustellen und setzen nicht genug Fettpolster an. Ihr Stoffwechsel bleibt erhöht, die Fettreserven sind schneller verbraucht, und der lange Winter wird für einige zu lang, um zu überleben.
Das richtige Licht im Garten
So ganz ohne Licht geht es aber nicht im Dunklen. Wir haben deshalb die Lichtplanerin Anke Schunk aus Kitzingen gefragt, wie die Beleuchtung im Garten tier- und pflanzenfreundlicher werden kann. „Licht an der richtigen Stelle ist schon mal das Erste“, sagt sie, „also nur dort, wo es die Sicherheit erfordert, am Eingang oder am Weg.“ Auch genüge es, bei den meisten Treppen nur die erste und die letzte Stufe zu beleuchten, wenn die Stufen alle gleich hoch sind. Im Garten empfiehlt sie, nur warmweißes LED-Licht zu verwenden, denn das hat einen geringen bis gar keinen UV-Anteil. Denn kaltweißes Licht hat einen hohen UV-Anteil und der ist dafür verantwortlich, dass sich Insekten magisch angezogen fühlen. Beim Kauf sollte man deshalb auf die Kelvin- und die Lumenangabe achten. Kelvin gibt die Farb-, bzw. Lichttemperatur an, die sollte bei Leuchten für den Garten im warmweißen Bereich zwischen 2.200 und 2.700 liegen. Lumen ist der Wert für die Helligkeit des Leuchtmittels, Anke Schunk rät zu einem Wert unter 360. Und noch einen Tipp hat sie: „Beim Kauf einer Gartenleuchte unbedingt darauf achten, dass das Leuchtmittel austauschbar ist. Denn viele bereits fest eingebaute LEDs haben über 3000 Kelvin und das ist für draußen schon zu viel“.
Unser Vielfaltsmacher-Tipps für die Gartenbeleuchtung:
- Verwenden Sie Lichtquellen, die rundum abgeschirmt sind, und leuchten Sie nur nach unten. Beleuchten Sie keinesfalls Baumkronen, Sträucher, Hecken, Teiche oder ganze Hauswände.
- Verwenden Sie Leuchten mit geschlossenem Korpus, die haben den Vorteil, dass Insekten nicht direkt an das Leuchtmittel fliegen und dort verbrennen.
- Vermeiden Sie Dauerbeleuchtung im Garten, schalten Sie nur dann ein, wenn Sie Licht brauchen oder steuern Sie die Beleuchtung mit Bewegungsmelder oder Zeitschaltuhren.
- Achten Sie darauf, dass der Leuchtkegel nur so weit reicht, wie es nötig ist und das Licht nicht weit in den Garten hinein streut. Vermeiden Sie eine Rundumbeleuchtung mit Kugelleuchten.
- Verzichten Sie darauf, den Gartenteich oder dunkle, geschützte Gartenecken zu illuminieren.
- LED-Leuchten sind energieeffizienter als herkömmliche Leuchtmittel. Achten Sie beim Kauf auf die Angabe „warmweißes Licht“. Empfehlenswert sind 2.200 bis 2700 Kelvin.
- Auch wenn eine energiesparende LED-Beleuchtung verlockend ist, am besten nur so wenig Licht wie möglich machen, auch zur Weihnachtszeit.
- Erkunden Sie mal wieder das Sternenleuchten. Es ist einfach unvergleichlich. Zur Bestimmung der Himmelskörper gibt es sogar nützliche Apps. Dazu bietet sich ein Ausflug zu den Sternenparks Rhön oder Winkelmoosalm an.