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Gartengestaltung

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Hecken aus Totholz

Benjeshecken und Totholzstrukturen bringen Leben in den Garten

Wer im Herbst und Winter Gehölze auslichtet und zurückschneidet, steht schnell vor einem riesigen Berg an Schnittgut. Das können Sie nutzen und daraus eine Totholz- oder Benjeshecke machen. Damit schaffen Sie nicht nur wertvolle Lebensräume, sondern setzen auch gestalterisch ein schönes, naturnahes Zeichen im Vielfaltsgarten.

Ein paar Sträucher zu groß geworden? Die Obstbäume brauchen auch wieder einen Schnitt? Wenn Sie jetzt schon wieder in Gedanken zusammenrechnen, wie oft Sie mit dem ganzen Material zum Grünschnittplatz fahren müssen, dann denken Sie doch mal darüber nach, das Schnittgut im eigenen Garten zu verwenden. Denn mit dem Gehölzschnitt lässt sich auch eine – Totholz- oder sogar eine Benjeshecke anlegen – wenn genug Platz dafür da ist. Die Herbst- und Wintermonate sind dafür ideal.

Was ist eine Benjeshecke?

Eine Benjeshecke entsteht durch das Aufeinanderschichten von holzigem Material, also Ästen von Sträuchern und Bäumen. Das Prinzip haben die Brüder Hermann und Heinrich Benjes in den 1980er Jahren entwickelt. Die Idee der beiden Landschaftsgärtner war, mehr Lebensraumstrukturen in die freie Landschaft zu bringen und zu vernetzen. Und zwar nicht mit einer klassischen Heckenpflanzung, sondern mit vorhandenem holzigem Material, das als lineare Strukturen in der Landschaft angelegt wird. Daraus soll sich im Laufe der Jahre eine neue Hecke entwickeln. Wie? Durch die Verrottung des Materials bildet sich ein Saatbett. Aus Samen, die durch den Wind oder im Vogelkot eingebracht werden, keimen neue Pflanzen, es entwickeln sich neue Gehölze, und die Hecke baut sich nach und nach selbst auf. Aus der Praxis weiß man, dass die Hecken für diese Entwicklung viel Zeit und ausreichend Niederschläge brauchen und am besten mit einigen Initialpflanzungen mit heimischen Heckengehölzen ergänzt werden sollten. Ist so etwas auch im Garten sinnvoll?

Totholzhecke für den Garten

Totholzstrukturen sind wertvoll im Garten. Kleintiere, Insekten, Vögel, sogar Amphibien finden darin Nistplatz, Unterschlupf, Speisekammer und Winterquartier. Die wiederum sind wichtige Nützlinge für das biologische Gleichgewicht im Garten. Mit Wurzeln und Baumstämmen oder eben mit Ästen und Zweigen vom Sträucher- und Baumschnitt können Sie also mit relativ wenig Aufwand wichtige Vielfaltsstrukturen schaffen. Für eine klassische Benjeshecke braucht es allerdings viel Platz, und eine gepflanzte Hecke aus Wildstäuchern ist dann sicher die bessere Variante. Aber um anfallendes Schnittgut vor Ort in eine wertvolle Vielfaltsstruktur zu verwandeln, ist eine Totholzhecke eine gute Möglichkeit. Eine solches Vielfaltselement kann schließlich auch ein Gestaltungselement sein. Es kann Gartenbereiche voneinander abgrenzen, das Ende des Grundstücks rahmen, oder sogar Sichtschutz bieten. Damit die vielfältigsten Bewohner auch schnell eine komfortable Unterkunft beziehen können, gibt es beim Aufbau ein paar Dinge zu beachten.

So ist der Aufbau

Die Grundlage sind lange dünne Äste und Zweige vom Gehölzschnitt, am besten von Hartholz. Dickere Baumstämme eignen sich weniger. Außerdem brauchen Sie Holzpfähle mit 6 bis 8 Zentimeter Durchmesser, die das äußere Gerüst der Hecke bilden. Rechnen Sie mit einer Mindestbreite der Hecke zwischen 0,5 und 1,00 Meter und mit einer Höhe zwischen 1,00 und 1,50 Meter. Die Länge passen Sie Ihren gestalterischen Möglichkeiten und der Menge des Materials an. Markieren Sie zunächst den Verlauf der Hecke mit zwei parallel verlaufenden Linien. Schlagen Sie dann die Holzpfähle im Abstand von 0,5 und 1,50 Meter entlang der beiden Linien ein. Wie viel Platz Sie zwischen den Pfählen in der Reihe lassen, hängt auch von der Länge Ihres Schnittguts ab. Wichtig ist, dass nichts herausfallen kann, die Pfähle sollen dem geschichteten Material Stabilität geben. Schlagen Sie die Holzpfähle mindestens 30 Zentimeter tief in den Boden ein und bringen Sie dann alle auf eine möglichst gleiche Höhe.

Schön schichten

Jetzt geht es daran, die Zwischenräume zwischen den beiden Reihen aus Pfählen mit dem Gehölzschnitt zu befüllen. Starten Sie unten mit etwas größeren Ästen, denn dazwischen können Igel und andere Kleinsäuger ihre Wohnung beziehen. Legen Sie nun Zweige und Äste Schicht für Schicht darüber und wechseln Sie mit dickerem und dünnerem Material ab. Dazwischen können Sie auch die abgeschnittenen Stängel von Stauden und Gräsern, Laub und Rasenschnitt mit einbringen. Drücken oder treten Sie die Schichten zwischendurch immer wieder etwas zusammen. Zweige, die herausragen, verflechten Sie einfach mit den Pfählen, das erhöht die Stabilität insgesamt.

Ab jetzt zuschauen

Im Laufe der Zeit verrottet das geschichtete Material und setzt sich. In der ersten Zeit können Sie deshalb auch Äste und Zweige in Ihrer Schichtung nachfüllen. Ziemlich schnell werden Sie beobachten, dass Marienkäfer, Tausendfüßler, Wildbienen und viele andere Insekten einziehen. Zaunkönig und Rotkehlchen nisten gerne in solchen Totholzhaufen, und Erdkröten, Eidechsen und Igel finden darin einen geschützte Umgebung. Eine intensive Pflege braucht die Hecke nicht, doch wir haben hier ein paar Tipps zusammengestellt, die Sie beachten sollten:

  • Der richtige Platz: Idealerweise ist der nährstoffarm. Denn an stark nährstoffreichen Stellen können sich schnell Brennnesseln und andere konkurrenzstarke Hochstauden, wie Goldruten etablieren. Halten Sie in diesem Fall Brennnesseln lieber kurz und entfernen Sie Goldruten ganz, denn sonst haben angeflogene Samen wenig Chancen, sich zu etablieren.
  • Starthilfe geben: Bis sich aus einer Totholzhecke eine neue gewachsene Hecke entwickelt, kann es Jahrzehnte dauern. Initialpflanzungen mit heimischen Sträuchern helfen der Entwicklung auf die Sprünge.
  • Schön säumen: Am Fuß der Hecke macht sich ein Saumstreifen mit Wildstauden sehr gut. Sorgen Sie für einen möglichst mageren Standort, denn dort wird sich die größte Artenvielfalt einstellen. Sie können entweder Wildstauden pflanzen oder im Frühjahr spezielle Saatgutmischungen für Säume einsäen.
  • Richtig inszenieren: Ihre Totholzhecke muss nicht unbedingt schnurgerade in einer Linie verlaufen. Vielleicht sitzt sie über Eck oder verläuft in elegantem Schwung durch Ihren Garten? So ein wertvolles Stück Vielfaltsstruktur darf ruhig ein bisschen gestalterische Aufmerksamkeit bekommen.

Bevor Sie den ganzen Gehölzschnitt also zum Entsorgen bringen, schauen Sie sich doch einmal in Ihrem Garten um. Wenn der Platz nicht ausreicht, dann schichten Sie doch einfach einen Totholzhaufen auf. Auch der bietet einen enorm vielfältigen Lebensraum für all die Nützlinge. Und ganz egal, wie groß Ihre Schichtung aus Gehölzschnitt auch ausfällt: Schon bald wird aus dem ganzen Totholz ein ziemlich lebendiger Haufen werden.