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Gartengestaltung

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Sandmulch für Staudenbeete

Staudenbeete stehen für den jahreszeitlichen Wandel und natürliche Vielfalt. Gemeinsam mit Gehölzen sind sie wichtige Strukturelemente für mehr Biodiversität in Gärten und Parks. Als Hauptzweck aber sollen sie natürlich gefallen, fast immer mit dem Wunsch gepaart, nicht viel Arbeit zu machen. Sandmulch hat sich hervorragend bewährt, um Wasser zu sparen, sowie die nötige Jätearbeit stark zu reduzieren.

Warum Mulch?

Ein großer Teil des Wasserverlustes bei windigen, warmen Frühlings- und Sommertagen erfolgt durch die Kapillarität des Bodens. Feuchtigkeit wird durch haarfeine Kanäle im Boden von unten an die Oberfläche gesaugt, wo dann Strahlung und Luftbewegung das Wasser mitnehmen. Der Boden trocknet rasch aus. Fünf bis sieben Liter Wasser pro Quadratmeter können an einem Tag  eicht verloren gehen, so dass bei weniger trockentoleranten Pflanzen rasch ein sichtbarer Mangel erkennbar wird.
Eine gute Mulchschicht unterbricht den kapillaren Aufwärtssog des Wassers und vermindert den Wasserverlust maßgeblich. Der zweite wichtige Nutzen liegt darin den Boden zu schattieren und ihn so nicht nur zu kühlen, sondern das Auflaufen von lichtabhängigen (Unkraut-)Samen zu behindern.
Um beide Vorteile zu ziehen braucht es eine zum Material passende Schichtdicke. Auch hat jedes Mulchmaterial spezifische Eigenschaften und einschlägige Konsequenzen in seiner Anwendung.

Organischer Mulch

Organische Materialien wie Rindenmulch oder Fall-Laub reichern den Boden unmittelbar mit Biomasse an, da sie relativ schnell verrotten und regelmäßig ergänzt werden müssen. Je weiter das sogenannte Kohlenstoff-Stickstoff-(C/N)-Verhältnis auseinanderliegt (wie bei Rindenmulch oder gar Holzhäcksel), desto mehr entzieht die Mulchschicht der oberen Bodenschicht den für die dort befindlichen Pflanzenwurzeln so wichtigen Stickstoff: Die Pflanzen wachsen kaum und haben Mangelsymptome, auch wenn sie feucht genug stehen. In windexponierten Situationen kann  organischer Mulch zudem leichter schlicht weggeblasen werden. Letzteres gilt auch für Komposte, die ein enges C/N-Verhältnis haben und als sehr potente Dünger für eine ausreichend starke Mulchschicht ungeeignet sind.

Mineralischer Mulch

Seit vielen Jahren haben sich, namentlich in Freiflächen und steppenartigen Pflanzungen, mineralische Mulchstoffe bewährt und weithin durchgesetzt. Schüttgüter wie Splitt und feiner Schotter ergeben eine dauerhaft wassersparende und gut pflegbare Mulchdecke, sind jedoch durch die weithin stattfindende Missbrauchspraxis in Misskredit geraten und erklärungsbedürftig. Mineralisch gemulchte Staudenbeete haben nichts zu tun mit den unsäglichen »Steingärten« ohne Bepflanzung, deren Ursünde Plastikplanen oder -Vliese unter der Steinschüttung sind. Kunststoff als Mulch ist stets abzulehnen, nicht nur wegen der Mikroplastik-Problematik, sondern schon rein optisch und erst recht funktional.

Sand als Mulch

Sand ist anders. Sand ist Natur und fast überall verfügbar. Seine Bestandteile sind viel kleiner als bei Kies oder Splitt. Er wird in unterschiedlichen Körnungen angeboten, ist scharfkantig gebrochen oder die Körnchen sind durch Wind- oder Wasserverfrachtung rundlich abgeschliffen. Rundkörniger Sand liegt sehr locker, lässt sich weniger verdichten, behält also ein gröberes Porenvolumen. Hierdurch reißt die Kapillarwirkung sehr schnell ab und darunter liegende Bodenschichten bleiben lange feucht, wohingegen die Oberfläche sehr rasch völlig austrocknet. Anfliegendes Saatgut keimt also nicht oder vertrocknet sofort wieder, es sei denn die Oberfläche wird feucht gehalten. Dann wiederum entwickeln sich Sämlinge sehr gut, was Gärtner schon immer für ihre Aussaaten zu nutzen wussten. Unerwünschte Sämlinge sind aus dem lockeren Sand immerhin leicht herauszubekommen. Bei scharfem, gebrochenem Sand, der sich stark verdichten lässt, ist die Kapillarität stärker, der Wasserspareffekt also etwas geringer, auch fällt das Jäten nicht so leicht, wenn sich eine harte Kruste an der Oberfläche gebildet hat. In
der Praxis hat sich gebrochener Sand dennoch bewährt, vor allem gegenüber dem völligen Verzicht auf Mulch.

Welcher Sand und wie viel?

Letztlich hat sich immer wieder gezeigt, dass jede Sand-Zusammensetzung erfolgreichals Mulchschicht verwendbar ist. Besonders bewährt haben sich rundkörnige Mischungen, die als »Estrichsand« angeboten werden. Es handelt sich um feinere Absiebungen von 0 bis 8 mm Korngröße oder etwas gröber von 0 bis 16 mm.
Je nach lokaler Herkunft unterscheidet sich die Korngrößenverteilung etwas, was aber eine untergeordnete Rolle spielt. Die gröberen Steinchen ergeben eine gefällige Oberflächentextur und schützen etwas besser gegen Erosion, etwa an Neigungen. Die Auflage sollte 15 cm nicht unterschreiten, sicherer sind 20 cm. Zu beachten ist die Setzung des frisch geschütteten Materials.

Jetzt überall Sand oder was?

Sandmulch ist ein vielfach bewährtes Hilfsmittel zur Etablierung von Pflanzungen und Senkung des Pflegeaufwandes in Zeiten der Klimaerwärmung, aber natürlich kein Allheilmittel und nicht überall passend. Die Sandmethode bietet sich besonders für offene Freiflächen und Steppenheide-Situationen an, in denen der Vorjahresaufwuchs nach dem Winterrückschnitt abtransportiert wird (= Aushagerungsflächen).
An Standorten, die ohnehin organisch angereichert werden, wie Gehölzbereiche durch Fall-Laub, macht der Aufwand des Sandauftrages keinen Sinn. Dort bieten sich, wenn überhaupt erforderlich, organische Mulchstoffe an. Für klassische Schmuckbeete mit häufiger Bodenbearbeitung gilt das Gleiche. Gerne empfehle ich hier das Kreislaufsystem, indem der Aufwuchs einer üppig bewachsenen Staudenfläche zum Winterende hin an Ort und Stelle gehäckselt und als organischer Flächenmulch liegen gelassen wird (= Anreicherungsflächen). Auch hier wäre zusätzlicher Sand unnötig.
Till Hofmann