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Gemüsegarten

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Vegane und andere Dünger für den Vielfaltsgarten

Braucht der Vielfaltsgarten Dünger? Wenn ja, welchen? Wie sieht es mit veganen Düngern aus?

Die Gartenexpertin Marianne Scheu-Helgert gibt einen Überblick über das Angebot. „Natürlich sparen naturverbundene Gärtner so viel wie möglich an Zukauf-Düngern, indem sie die Wertstoffe aus dem Garten genau dort belassen, wo sie hingehören“, sagt sie, „Rasenschnitt, Grünschnittgut, Falllaub und saftige Gemüseabfälle sind nämlich die reinsten Volldünger.“

Manche Vielfaltsgärtner verwandeln ihren ganzen Garten in eine naturähnliche Landschaft. Sie brauchen sich kaum Gedanken zu machen über eine Düngung. Große Teilbereiche, z.B. Blühwiesen profitieren sogar davon, wenn sie immer wieder „Wertstoffe“ verlieren und abmagern. Wer aber im Gemüsebereich etwas ernten möchte, seinen Kindern einen öfter gemähten Spielwiesenbereich bieten möchte, viel Schnittblumen gewinnen will und seine junge Rosenpflanzung intensiv schneidet, muss als Ersatz für die entfernten nährstoffreichen Grünmassen auch düngen.

Kompost als Grundlage der Düngung

Diese Bereiche nehmen zunächst garteneigenen Kompost auf, dessen Zutaten auch aus anderen Gartenbereichen stammen. Um sich nicht unnötig Arbeit im ganzen Garten zu verteilen, sollte der eigene Kompost frei sein von Unkraut. Zumeist erreicht der eigene Kompost keine Temperaturen, die Schaderreger abtöten. Ausgejätete Wurzelunkräuter wie Quecke kommen erst auf den Kompost, wenn sie zuvor ein, zwei Wochen im Hochsommer flach auslagen, bis sie brüchig trocken sind. Samenhaltige Problemunkräuter wie Vogel-Sternmiere, Ehrenpreise oder Kreuzkräuter werden entweder extra kompostiert, oder man gibt sie in die Biotonne. Ich habe für solche Samenträger immer einen Eimer im Garten bereitstehen. Noch besser ist es, Samenunkräuter immer spätestens zur Blüte zu jäten, dann dürfen sie bei trockenem Hochdruckwetter an Ort und Stelle liegen bleiben oder auch normal kompostiert werden. Mähgut von Blumeneinsaaten wird ebenso getrennt behandelt, wenn solche Arbeitsbeschaffer enthalten sind: Oft vermehren sich in Blüheinsaaten im Lauf der Jahre unerwünschte Hirsearten, Weißer Gänsefuß oder andere Arten übermäßig. In überschaubaren Flächen reißt man sie von Anfang an zugunsten wertvollerer Arten frühzeitig aus.

Gemüse ist Hochleistungsdisziplin

Natürlich bekommen unsere Stickstoff-Fresser wie Kohlgemüse, Tomaten, Zuckermais und Sellerie immer wieder Kompost. Die jährliche Kompostgabe sollte aber 3 Liter/m² nicht überschreiten, weil sich sonst schnell zu viel Phosphat ansammeln kann. Praktiker geben gern auch mal 6 Liter je m², wenn im Vorjahr z. B. Zwiebeln oder eine Grüneinsaat auf dem betreffenden Beet keinerlei Kompost bekommen hatten. Weil sich auch bei sorgfältiger Gartenpflege Stickstoffverluste nicht vermeiden lassen, genügen den meisten Kulturen die im Kompost enthaltenen Mengen an Phosphor, Kali und Spurenelementen, nicht aber die Stickstoffmenge. Bei starkwüchsigen Gemüsearten ist es daher in den meisten Fällen nötig, zusätzlich stickstoffhaltige Dünger zu ergänzen.
In der Praxis erhalten Gemüsebeete also 3 Liter Kompost und 5 bis 10 g Reinstickstoff in Form eines organischen Düngers. Starkzehrer erhalten vier bis sechs Wochen später nochmals gut 5 g. Natürlich gilt vor allem in den letzten Trockenjahren: Alle diese Dünger nützen den Spitzenverbrauchern nur in Verbindung mit ausreichenden Wassergaben. Golfballgroßer Sellerie, fingerstarker Lauch und tennisballgroße Kohlköpfe zeugen von nicht artgerechter Haltung. Wer damit zufrieden ist, hat meist sehr aromastarkes Gemüse. Wer mehr eigenes Gemüse will und weniger im Laden zukaufen, muss düngen und wässern.

Klassische Stickstoffdünger: Hornprodukte

Horndünger sind mit bis zu 14 % Stickstoffgehalt unsere stickstoffreichsten Biodünger. Sie entstehen aus Hörnern und Klauen von zumeist konventionellen Schlachttieren im Ausland. Aus heimischen Schlachthöfen stammen Haarmehlpellets als preiswertester Stickstoffdünger oder Federmehl mit ebenfalls 14 % N. Sie alle werden durch Rösten oder Dämpfen hygienisiert.
Hornspäne werden vom Bodenleben über mehrere Monate aufgeschlossen. Daher besteht die Gefahr, dass gerade in einem langen, milden Herbst noch viel Stickstoff frei wird – und dann leider ausgewaschen. Sehr gut zum Gemüse passt Horngries, etwa so fein wie Zucker und zur Beetbestellung eingearbeitet.
Das Verwerten solcher Stoffe ist im Sinne des Kreislaufgedankens grundsätzlich sinnvoll und im Bioanbau auch erlaubt. Immer aber haftet ihnen das Schlachthofflair an.

Schafwolle

Deutlich weniger problematisch sind Schafwoll-Produkte, die vom lebenden Tier gewonnen werden. Für Schafwolle, die nicht besonders sauber ist, gibt es bei uns keine Nachfrage durch die Textilindustrie mehr. Der Erlös für geschorene Wolle deckt oft nicht einmal den Schererlohn. Daher gibt es seit ein paar Jahren Schafwollpellets, das sind stark verdichtete „Würstchen“ aus reiner Schafwolle. Diese Schafwollpellets (12% N) quellen, in den Boden eingearbeitet, auf und lockern deshalb zusätzlich. Wer einen Schafhalter kennt, kann auch Schafwolle „wie geschoren“ direkt besorgen. Sie ist ideal als sehr dünn aufgebrachte Mulchschicht im Sommer. Im Schaugarten Veitshöchheim sammeln wir die Reste im Herbst wieder auf und nutzen sie im nächsten Jahr. So fließt langsam auch Stickstoff für den Gartenboden. Sowohl Schafwollpellets als auch Wollvlies kann man unten in Kübelpflanzen einlegen, das versorgt sie einen ganzen Sommer lang.

Dünger pflanzlicher Herkunft

Immer mehr Betriebe und auch Hausgärtner bevorzugen pflanzliche Grundstoffe.
Vor Jahren gab es Versuche mit Leguminosenschroten aus Ackerbohne oder Lupine. Sie enthalten um 5 % Stickstoff, in Form von Eiweiß gebunden. Biobetriebe bauen die Leguminosen auf minderen Böden an, um sie in anspruchsvollen Kulturen zu nutzen. Um das Schroten zu sparen, entwickelte man die Ackerbohnen-Voransaat, die sich auch für den Gemüsegarten eignet: Man sät ab Anfang März 100 g Ackerbohnen je m² (normale Saatstärke im Feld sind 20 g/m²). Bis etwa Ende Mai haben ihre Knöllchenbakterien an den Wurzeln der jungen und aktiven Pflanzen zusätzlich 5 g N/m² gesammelt. Werden sie nun eingearbeitet, profitiert die Folgekultur mit insgesamt 10 g/m², die langsam über viele Wochen hinweg mikrobiell freigesetzt werden.
Im Bioanbau hat sich der Biodünger Maltaflor sehr stark verbreitet, er enthält u.a. Rückstände aus der Malzfertigung (7 % N, 0,6 Phosphat; 4,1 Kali).
Rhizinusprodukte sind ebenso ideal zur Düngung, sie sind jedoch giftig für Kinder und Haustiere. Es ist schon zu Vergiftungen von Hunden gekommen, weil die Rhizinuspellets manchmal aus den Produktionsanlagen noch „fleischliche“ Düfte an sich haben. Ansonsten käme kein Hund auf die Idee, Rhizinus zu fressen.
Vinasse (5% N, 0,4 % Phosphat, 5,5 Kali) ist einer der wenigen schnell wirksamen Flüssig-Dünger im Bioanbau. Die braune Brühe stammt aus der Hefe-Herstellung, letztlich ein aromatisch malzig süß riechendes Produkt aus der Zuckerrübe. Die Verbände des Bioanbaues beschränken den Einsatz von Vinasse auf 3 g N pro m². Es ist ein idealer Dünger, der schnell noch Stickstoff liefert, wenn die Kultur sichtbar leidet. Er kann bis zu 2 %ig (!) über die bedürftigen Kulturen gegossen werden – ich gieße sicherheitshalber mit Wasser nach.
Unsere wichtigsten pflanzlichen Dünger bleiben Kompost, einfacher noch dessen Ausgangsstoffe. Rasenschnitt zum Mulchen von offenen Beetflächen schützt Gemüsebeete vor allzu starker sommerlicher Wasserverdunstung und vor zu starkem Temperaturanstieg. Herbstliches Falllaub als Mulchschicht schützt Staudenflächen (max. 5 cm), Gehölzflächen und vor allem empfindliche Kulturen wie Artischocken und Feigen über Winter. 4 kg Rasenschnitt oder andere saftige Grünmasse enthält ebenso wie 4 kg Herbstlaub rund 12 g Rein-Stickstoff (N), also so viel wie knapp 100 g Hornmehl. Wer also seine Biotonne frei hält von solcherlei Wertstoffen, braucht zugekaufte Dünger wirklich nur noch für spezielle Kulturen.

Marianne Scheu-Helgert

Düngerpellets gibt es  bei uns im Shop direkt zum Bestellen.

Zur Person:

Marianne Scheu-Helgert ist Leiterin der Bayerischen Gartenakademie in Veitshöchheim und weithin bekannte und anerkannte Expertin im Gemüsebau. Regelmäßig berichtet sie im Gartenratgeber über alles, was gerade im Gemüsegarten zu tun ist und hält die Leserinnen und Leser über den aktuellen Stand der Forschung und Praxis auf dem Laufenden.

 

 

Marianne Scheu-Helgert Foto: Karl-Josef Hildenbrand
Vinasse für hungrige Tomatenpflanzen Foto: Scheu-Helgert