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Gemüsegarten

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Scharfe Vielfalt für die Küche

Zwiebeln sind in der Küche so selbstverständlich, dass man sich kaum mehr Gedanken um sie macht. So vielfältig wie ihre Verwendung, so vielfältig ist auch das Arten- und Sortenspektrum. Die Küchenzwiebel (Allium cepa) ist mit vielen Sorten am weitesten verbreitet, man kann sie im Garten sowohl als Säzwiebel, als auch als Steckzwiebel anbauen. Ihre Verwandte, die Etagenzwiebel (Allium cepa var. viviparum oder Allium x proliferum) wird ausschließlich vegetativ vermehrt, während die Winterheckenzwiebel (Allium fistulosum) üblicherweise ausgesät wird.

Bewährte Würze im Beet

Küchenzwiebeln sind Mittelzehrer, die bis kurz vor der Ernte mild feucht gehalten werden sollten. Zu hohe Nährstoffversorgung während der Kultur verursacht Dickhalsigkeit. Zwiebeln sind anfällig für Pilzkrankheiten. Zur Vorbeugung empfiehlt sich ein offener Stand und Fruchtwechsel über 4 – 5 Jahre, auch zu anderen Zwiebelgewächsen. Bei der Mehlkrankheit muss man sogar damit rechnen, dass die Sporen 9 Jahre im Boden überdauern. Im Fruchtwechsel sollten zu Erbsen, Bohnen, Gelben Rüben, Sellerie und Rote Bete zwei Jahre Abstand gehalten werden, um Nematoden im Boden zu bekämpfen.
Da Zwiebeln kaum in der Lage sind, Unkraut zu verdrängen, ist hacken und jäten besonders wichtig. Weitere Voraussetzungen für ein gutes Zwiebelwachstum sind Wärme, Sonne und eine Tageslänge von 12 bis 14 Stunden. Nach geglücktem Anbau geht es im Hochsommer an die Ernte. Sobald zwei Drittel der Schlotten abgestorben sind, Pflanzen aus dem Beet ziehen. Vor allem wenn das Wetter feucht ist, beugt man durch Nachtrocknen an einem warmen, trockenen Ort Krankheiten im Lager vor.

Von Klein auf

Der Anbau von Steckzwiebeln ist so beliebt, weil er einfach ist. Steckzwiebeln werden nach den letzten Frösten gesteckt und bis kurz vor der Ernte mild feucht gehalten. sind früh erntereif. Die häufige Verwendung von Steckzwiebeln hat das Sortensterben beschleunigt, denn nur wenige Betriebe produzieren ein kleines Sortiment. Diese Verarmung hat Krankheiten wie die Wurzelhalsfäule begünstigt.
Dabei haben Saatzwiebeln Vorteile: Sie werden in größerer Sortenvielfalt angeboten als Steckzwiebeln, sie halten länger im Lager und sie sind robuster, besonders
wenn es sich nicht um Hybriden, sondern um samenfeste Sorten handelt. Leider haben die Sämlinge eine langsame Jugendentwicklung, deshalb sollte ein Beet mit geringer Unkrautbelastung dafür reserviert werden. Bei der Aussaat bieten sich zwei Möglichkeiten: die warme Voranzucht oder die Direktsaat. Bei der Voranzucht kann ab Februar bei über 20 °C ausgesät werden. Ein warmes Fensterbrett ist dafür gutgeeignet. Nach der Keimung sollte man etwas kühler weiterkultivieren. Pikieren ist nicht unbedingt nötig, es reicht, wenn man den Aussaattopf, sobald er durchgewurzelt ist, als Ganzes in einen größeren Topf umtopft. Das kann auch ein zweites Mal nötig sein, bis die Jungpflanzen Ende April ausgepflanzt werden. Zuvor ist es sinnvoll die Pflänzchen im Schatten abzuhärten, damit sie keinen Sonnenbrand bekommen. Vor dem Pflanzen werden die Schlotten um die Hälfte eingekürzt, damit die Pflanzen leichter einwurzeln können. Dabei ist darauf zu achten, dass die Zwiebeln nicht mehr als zur Hälfte in die Erde kommen, sonst wachsen sie nicht gut. Die Direktsaat kann ab März auf ein unkrautfreies Beet erfolgen, das sehr gut gejätet werden muss, bis die Zwiebelchen gut sichtbar sind. Wintersäzwiebeln für die Ernte als Frühlingszwiebeln werden im Sommer gesät und vertragen Frost bis –20 °C.

Gesellige Familienzwiebel

Schalotten, auch Familienzwiebeln genannt, blühen nicht, sondern bilden eine Anzahl von Tochterzwiebeln. Das unterscheidet sie von den Küchenzwiebeln, die blühen und nur eine einfache Zwiebel ausbilden. Schalotten sind Stauden, die bis −8 °C vertragen. Das Zwiebelwachstum wird durch lange Tage und sommerliche Temperaturen gefördert. Die im Sommer gewachsenen Tochterzwiebeln werden zum Kochen und zur Vermehrung verwendet.

Wuschelkopf im Beet: Die Etagenzwiebel

Typisch für die Etagenzwiebel (Allium cepa var. viviparum oder Allium x proliferum) ist, dass sie keine Blüten bildet, sondern Brutzwiebeln an den Enden einiger ihrer röhrenförmigen Blätter. Die Schlotten erreichen eine Höhe von etwa 40 cm. Auch aus den Brutzwiebeln können weitere Brutzwiebeln entstehen. Sie wächst also in Etagen. Diese Last wird mit der Zeit zu schwer und die Blätter knicken ab, die Brutzwiebeln gelangen an den Boden und wurzeln dort ein. Ältere Pflanzen bilden einen Horst aus Tochterzwiebeln. Etagenzwiebeln lieben sonnige, warme Plätze, benötigen wenig Nährstoffe und Wasser. Sie sind zwar robust, wegen möglicher Pilzkrankheiten ist es dennoch ratsam, nach ein paar Jahren den Platz zu wechseln. Am besten steckt man die Brutzwiebeln im August in ein neues Beet. Regelmäßiges Ausputzen der Blätter hält die Pflanzen gesund. Etagenzwiebeln sind sehr lange grün, deshalb kann man bis in den Herbst hinein und zeitig im Frühjahr die Schlotten nutzen. Die Brutzwiebeln sind scharf und schmecken angebraten lecker.

Winterheckenzwiebel – frisches Grün im Winter

Die Winterheckenzwiebel ist mehrjährig. Die Pflanze bildet dichte Horste mit bis zu 80 cm hohen Blättern, die vor dem Schnittlauch treiben und sehr lange im Winter grün bleiben. Sie zieht erst bei Minusgraden ein. Auch bleibt sie länger gesund, wenn sie regelmäßig ausgeputzt wird. Ab dem 2. Jahr blüht die Winterheckenzwiebel und gehört dann zu den Insektenlieblingen im Gemüsebeet. Die Winterheckenzwiebel wird im März oder August durch Saatgut vermehrt. Von ihr gibt es auch Sorten, die als Frühlingszwiebeln angebaut werden.

Schopfhyazinthe – vom »Arme-Leute-Essen« zur Delikatesse

In Italien wird die Schopfhyazinthe als Zwiebel geschätzt. Sie kommt in Süditalien noch wild vor und wurde ursprünglich in schlechten Zeiten gesammelt. Heute baut man diese Besonderheit an, um die Zwiebeln nach drei Jahren zu ernten und zu essen. Auch bei uns sind Schopfhyazinthen winterhart, ob sich der Anbau im Garten lohnt, könnte erprobt werden.

Die nächste Generation

Küchenzwiebelsaatgut lässt sich leicht selbst gewinnen. Es darf allerdings keine andere Küchenzwiebelsorte oder Winterheckenzwiebel im Umkreis von 200 m blühen, denn sonst würde es zu Kreuzungen kommen. Man braucht 20 gesunde, trocken bei kühlen Temperaturen, aber frostfrei über den Winter gelagerte große Küchenzwiebeln.Im Frühling, wenn die Zwiebeln beginnen auszutreiben, werden sie mit 25 cm Reihenabstand und 15 cm Abstand in der Reihe ausgepflanzt. Die Blütenstiele können hoch werden, deshalb knicken sie leicht und brauchen Unterstützung.
Die Samen reifen Mitte bis Ende August. Damit sie nicht ausfallen, kann man sie bereits ernten, sobald die Hüllblätter um die Samen braun werden und die ersten schwarzen Samen sichtbar sind. Anschließend an einem trockenen warmen Ort nachtrocknen. Danach dann das Saatgut und die Hüllblätter in einem Sieb trennen und ausblasen. Da Zwiebeln viele taube Samen bilden, bietet sich anschließend eine Nassreinigung an: Dazu die Samen in einem Behälter mit Wasser geben. Die tauben Samen schwimmen oben und können abgeschüttet werden.
Die keimfähigen Samen anschließend beim Abgießen in einem Sieb auffangen, auf Küchentüchern dünn auslegen und schnell wieder trocknen. Zwiebelsaatgut kühl, trocken und dunkel lagern. Es ist nur wenige Jahre haltbar. Man kann es aber in dichten Gefäßen einfrieren, so bleibt es viele Jahre keimfähig.

Text und Fotos: Barbara Keller

Bezugsquellen:

Bingenheimer: www.bingenheimersaatgut.de
Dreschflegel: www.dreschflegel-saatgut.de
Franchi Sementi: www.italienische-samen.de
Sativa: www.sativa.bio/de

Etagenzwiebel mit Tochterzwiebel
Zwiebelblüte
Etagenzwiebel
Schalotten
Zwiebelsamen reinigen im Sieb