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Natur und Landschaft

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Öffentliches Grün vielfältig gestalten

Artenvielfalt im öffentlichen Raum

Monotone Rasenflächen oder großflächige Versiegelungen – kein Aushängeschild für eine gelungene Gestaltung öffentlicher, also gemeindlicher Flächen. Da geht mehr! Wer mit offenem Blick durch den eigenen Ort spaziert, wird solche und andere Bereiche finden, die sich vielfältiger gestalten lassen. Warum nicht die Initiative als Verein oder privat ergreifen und die Gemeinde mit Ideen unterstützen? Nachfolgend ein paar Anregungen von Markus Breier, Kreisfachberater in Traunstein.

Stauden-Mischpflanzung

Für Beete, die ganzjährig attraktiv und dennoch pflegeleicht sein sollen, eignen sich sogenannte Stauden-Mischpflanzungen. Hier werden Stauden der Kategorien Gerüststauden, Begleitstauden, Füllstauden, Bodendecker und ergänzende Zwiebelblumen so miteinander kombiniert, dass die Pflanzung über einen möglichst langen Zeitraum attraktiv aussieht. Nicht nur Blüten spielen bei der Kombination der 15-20 Arten eine Rolle, auch besondere Blattformen und -farben. Mit viel Wissen können wir hier experimentieren oder wir vertrauen geprüften Mischpflanzungen, die beispielswiese vom Bund deutscher Staudengärtner oder der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau entwickelt wurden. Es gibt mittlerweile für jeden Standort passende Kombinationen – egal ob für trocken-sonnige Verkehrsinseln oder schattig-feuchte Beete im Kurpark. Die Mischungen sind mit 6-8 Pflanzen pro Quadratmeter konzipiert und sollen die Fläche nach 2-3 Jahren völlig bedecken. Der recht hohen Anfangsinvestition steht eine lange Lebensdauer über viele Jahre gegenüber.

Kreativ anordnen

Wichtig ist, dass der Boden frei von Wurzelunkräutern und am besten mittel-nährstoffreich und ausreichend wasserdurchlässig ist. Ergänzend kann unkrautfreier Kompost als Grunddüngung verteilt und oberflächlich eingearbeitet werden. Nachdem die Pflanzen gut gewässert sind, stellen wir sie im Topf auf der Fläche aus – entweder rein zufällig von der geringsten zur größten Stückzahl, oder die großen nach hinten, die kleinen nach vorne. Oder gezielt in Gruppen mit wirkungsvollem Kontrast (Blattform, Farben), oder die höheren Arten als Band durch die Pflanzung und die übrigen gemischt ringsum. Wir dürfen kreativ sein! Erst beim Einsetzen wird der Topf entfernt und die Pflanzen etwa 1cm tiefer als zuvor gesetzt. Wird im Herbst gepflanzt, kommen im Anschluss gleich die Blumenzwiebeln dazwischen.

Richtig mulchen

Vor allem für die ersten beiden Jahre empfiehlt sich Mulchen gegen Samenunkräuter. Bei sonnig-trockenen Standorten mit Kies, Splitt oder Lavabruch mindestens 5 cm hoch. Bei allen anderen Beeten mit Rindenhumus, Rindenkompost oder Gartenfaser in gleicher Höhe. Aber Achtung: wer Rindenmulch oder Hackschnitzel (also roh-holziges Material) verwenden will, braucht eine Stickstoff-Ausgleichsdüngung (gut 1 Handvoll Hornspäne pro qm, dann erst den Mulch drauf), sonst hungern die Pflanzen.

Einfache Pflege

Die weitere Pflege ist einfach, denn es kommt bei der Mischpflanzung nicht auf jede einzelne Pflanze, sondern als mehr oder weniger „selbstregulierendes“ System auf die Mischung insgesamt an. Beikräuter jäten oder stechen wir aus. Wässern brauchen wir die ersten 1-2 Jahre bei anhaltender Trockenheit, sonst nur bei wirklichem Bedarf. Und Dünger bekommen die Pflanzung nur bei erkennbarem Mangel im Frühjahr vor dem Austrieb. Ein individueller Rückschnitt, z.B. von Samenständen, ist möglich, oft reicht aber ein bodenebener Rückschnitt zum Winterende, bevor die Blumenzwiebeln austreiben. Bei größeren Flächen leistet die Heckenschere oder ein Balkenmäher gute Dienste mit einer Schnitthöhe von 5-10 cm. Das Mähgut entfernen wir selbstverständlich. Sind in der Mischung aber viele wintergrüne Stauden, z.B. Christrosen oder Elfenblumen, schneiden wir besser individuell zurück.

Rasen wachsen lassen

Wöchentlich gemähte Rasenflächen werden allmählich weniger. Das ist gut! Wer seltener mäht und den oftmals vorhandenen Kräutern und Blumen Zeit zum Blühen gibt, wird erstaunt sein, welche Vielfalt bislang unterdrückt war. Deshalb: stehen lassen und abwarten, was sich zeigt. Im zweiten Schritt kann dann mit passendem Saatgut mehr Vielfalt entstehen. Bei der Auswahl sollten wir die Mischungen genau betrachten und wie nachfolgend unterscheiden.

Einjährige Blühmischungen

Leider werden einjährige oder wenigjährige Blühmischungen fälschlich als „Blühwiese“ verkauft. Die Zusammensetzung aus überwiegend Kultur-Arten wie Kornblume, Schmuckkörbchen, Sonnenblumen oder Klatschmohn ist geeignet für schnelle Effekte und bunte Bilder in der zweiten Sommerhälfte, braucht aber einen gut nährstoffreichen, offenen Boden. Die Mischungen müssen immer wieder neu angesät werden und funktionieren auf derselben Fläche erfahrungsgemäß nur 2-4 Mal. Warum? Weil niemand die Beikräuter wie Melde, Knöterich oder Gänsefuß im Blick behält und jätet. Die Beikräuter samen in Massen ab, keimen in den Folgejahren viel schneller und überwuchern die eigentliche Samenmischung.

Echte Blumenwiesen

Anders echte Blumenwiesen, die einmal angelegt, wirklich dauerhaft sind. Die älteste von Menschen angelegte Blumenwiese gedeiht seit über 100 Jahren! Der richtige Schnittzeitpunkt sorgt dafür, dass die Vielfalt der bis zu 70 Arten erhalten bleibt. Häufigste Arten sind gelber Wiesenpippau, blauer Wiesensalbei, weißes Labkraut und violette Flockenblumen. Beste Mäh-Zeitpunkt ist knapp nach der ersten Hauptblüte, also meist Mitte Juni bis Anfang Juli. Wir dürfen uns nicht vom Mähen abhalten lassen, denn wird später gemäht, verschwinden früh blühende Arten wie Schlüsselblumen und Margeriten. Keine Angst, rund 6 Wochen nach der Mahd blüht die Wiese wieder auf und es kommen auch die spätblühenden Arten wie Wiesenbärenklau und Wilde Möhre zur Blüte. Dann folgt der zweite Mähtermin im September oder Oktober.  Nur auf sehr mageren Standorten reicht eine Mahd im August. Dagegen brauchen sehr wüchsige Wiesen (z.B. am Alpenrand) drei Schnitte. Bitte das Mähgut ein paar Tage liegen lassen, damit Saatgut ausfallen und sich verteilen kann, dann aber das Material entfernen, damit es nicht als Mulch und damit Dünger vor Ort bleibt.

Blumen-Kräuter-Rasen

Ein Mittelweg zwischen Blumenwiese und Rasen ist der Blumen-Kräuter-Rasen, denn es ergänzen die Gräser nur wenige, eher niedrig wachsende, rasch blühende Arten wie gelber Hornklee, Margeriten, Schlüsselblumen, Wiesensalbei, Thymian und andere. Nach der Margeriten-Salbei-Blüte kann gemäht werden – entweder kurz für den Rest des Jahres oder in längeren Abständen für Feste und Feiern. Spätblühende Arten sind in der Mischung nicht enthalten. Grundsätzlich gilt bei Blumenwiesen und Kräuter-Rasen: wir selbst bestimmen durch den jährlich etwa gleichen Schnittzeitpunkt, welche Arten auf Dauer erhalten bleiben.

Fazit

Neben den privaten Gärten bereichern kommunale Grünflächen entscheidend Qualität, Schönheit und ökologische Wertigkeit in der Gemeinde. Wir können unterstützend für die vielfältige Aufwertung aktiv werden – zum Wohl von Mensch, Umwelt und Gemeinschaft.

Markus Breier, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege, Landratsamt Traunstein

 

 

Mit der Broschüre „Gemeinsam für mehr Artenvielfalt“ der Bayerischen Staatsregierung und dem Blühpakt Bayern finden Sie weitere fachlich fundierte Handreichungen zur insektenfreundlichen Gestaltung von privaten, gewerblichen und öffentlichen Flächen.

 

 

Mauerpfeffer Pflasterfugen Foto: Markus Breier
Blumenwiese Zwischen Strasse Und Garten Auf Kies Foto: Markus Breier
Blumenwiese Wiesenskabiose Foto: Markus Breier
Blumenwiese Bunt Foto: Markus Breier
Blumenwiese Blauer Salbei Weiße Margerite Foto: Markus Breier