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Blühflächen

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Die häufigsten Fehler bei der Anlage von Blühflächen vermeiden

Warum wird die Blühfläche nichts?

Eine Blühfläche oder Blumenwiese anlegen, oh ja, das bringt bunte Blüten und Insektennahrung. So manch hoffnungsvoll angesätes Blumenparadies läuft auch im ersten Sommer zur Höchstform auf, doch dann wird es schnell weniger mit der Vielfalt. Wir haben dazu Hilmar Keller, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege im Landkreis Main-Spessart gefragt. Er kennt die häufigsten Fehler, die ein Blühprojekt zu Fall bringen und hat die richtigen Tipps parat.

Der falsche Standort

„Sonnig muss es sein, halbschattig geht notfalls auch noch“, sagt Hilmar Keller. Schattige Flächen funktionieren gar nicht. Für die rät er, lieber Stauden zu pflanzen. Auch sollte Laub, das im Herbst auf die Blühfläche fällt, immer entfernt werden.

Zu viele Nährstoffe im Boden

„Je magerer der Boden, desto größer ist die Artenvielfalt. Zu fette Böden kann man aber mit Sand oder anderem mineralischem Material abmagern,“ sagt der Fachmann. Das mischt man im Verhältnis 1:1 mit den obersten 15 bis 20 cm der Bodenschicht und arbeitet es mit der Fräse auf der Fläche ein. Ob der Boden fett oder mager ist, verraten die Pflanzen, die dort wachsen, oder eine Bodenprobe.

Falsche Bodenvorbereitung

„Häufig liegen noch Steine, Wurzeln und grobe Erdklumpen auf der Aussaatfläche. So kann das feine Saatgut nicht Fuß fassen und fällt einfach durch. Deshalb muss die Fläche unbedingt feinkrümelig sein“, erklärt Keller. Das größte K.O.-Kriterium sind Wurzelunkräuter, die noch im Boden sind. Er rät dazu, vor der Aussaat alle groben Teile mit dem Rechen abzuziehen und die Wurzelunkräuter unbedingt gewissenhaft – notfalls auch immer wieder – herauszustechen. „Wenn die Fläche stark mit Ackerwinden oder ähnlichem durchsetzt sind, kann es auch sinnvoll sein, den Boden im Herbst zwei Spatentief umzugraben, den Winter über erst mal liegen zu lassen und dann im März/April auszusäen. Doch auch hier unbedingt die Fläche vorher lockern, indem man ein- oder zweimal mit der Fräse oder Kreiselegge drüberfährt.“

Blumenwiesensamen auf den Rasen werfen

Die haben kaum Chancen, sich zwischen den Rasengräsern zu etablieren. Für eine Blumenwiese muss die Rasenschicht raus und der Boden 15 bis 20 Zentimeter tief umgegraben, bzw. gelockert und meist auch abgemagert werden. „Man kann aber auch einfach die Pflege extensivieren, also den Rasen im Garten wachsen lassen und nicht mehr düngen. Da entwickelt sich auch einiges. Wer zusätzlich ein paar Streifen im Rasen in von einem Meter Breite umgräbt und einsät, erhöht die Chance, dass manche Blüten auch auf der restlichen Fläche aussamen“, so Hilmar Kellers Tipp.

Das falsche Saatgut

„Billige Blühmischungen aus dem Bau- oder Supermarkt enthalten zwar viele Blumensamen, die auch kurzfristig spektakulär blühen. Aber oft sind das gezüchtete Sorten von Blumen und keine Wildformen. Die sind auch nicht besonders wertvoll für Insekten“, erklärt Keller. Er empfiehlt deshalb, regionales Saatgut mit heimischen Wiesenkräutern und Gräsern zu verwenden. Der Preis dafür sei zwar höher und der Showeffekt geringer, aber die Pflanzen sind die ganze Saison über attraktiv, langlebig und im Blühzeitpunkt an die heimische Insektenwelt angepasst. „Eine gute Blumenwiesenmischung enthält einen ausgewogenen Anteil von 30 bis 50 % Kräutern, bzw. Blumen und 50 bis 70 % heimischen Gräsern. Davon haben Insekten am meisten.“

So wenig Saatgut für so viel Fläche?

Hier geht es nicht nach Gefühl, sondern nach genau mit der Küchenwaage abgewogenen Saatgutmengen. „Man braucht für zehn Quadratmeter oft nur eine Handvoll Samen“, deshalb empfiehlt Hilmar Keller, das Saatgut mit leicht feuchtem Sand zu vermischen. So lässt es sich leichter gleichmäßig auf der Fläche verteilen. „Bei einer Mengenangabe von 2 g Samen/m2 mischt man das Ganze auf 20 g/m2 auf. Das heißt, man gibt 18 g Sand/m2 dazu. Am besten kippt man beides in einen Eimer oder eine Schubkarre und vermischt es gründlich“, rät er.

„Wir teilen die Mischung dann immer in zwei Hälften und verteilen sie einmal in Längs- und dann nochmal in Querrichtung“. Und noch einen wichtigen Tipp legt der Fachmann ans Herz: „Die Samen ganz leicht, nur 3 bis 5 mm tief in die Erde einarbeiten, das hat sich besonders bei trockenem Klima bewährt. Danach mit der Walze oder mit Brettern über die Fläche gehen, damit die Samen gut Anschluss an den Boden bekommen.“

Einfach nur wachsen lassen

So gar keine Pflege bringt die neu angesäte Fläche um ihren Erfolg. „Die ersten sechs Wochen sind entscheidend“, sagt der Kreisfachberater. „da muss man wässern und das zweimal pro Woche, bei extremen Trockenphasen auch öfter.“ Und zwar so lange, bis die neuen Pflanzen den Boden bedeckt haben. Doch kaum ist die Fläche grün und beginnt sogar zu blühen, braucht man ein kaltes Herz: „Wenn die Pflanzen Bierflaschenhöhe haben, ist es Zeit für den Schröpfschnitt“, erklärt Hilmar Keller, „damit werden unerwünschte Kräuter zurückgedrängt. Also einfach mit dem Rasenmäher (mit scharfen Messern) oder einem Balkenmäher über die Fläche gehen und das Mähgut entfernen.“

Den richtigen Mähzeitpunkt verpassen

„Wenn die Wiese am schönsten ist, muss sie runter“, da ist Hilmar Keller konsequent. Denn wenn nicht gemäht wird, nehmen im Lauf der Zeit konkurrenzstarke Pflanzenarten überhand und verdrängen andere. Die Artenvielfalt wird dann weniger. „Für die meisten Blühwiesen ist die Hochblüte der Margerite im Mai/Juni ein guter Zeitpunkt für die erste Mahd,“ empfiehlt er. Wem dabei das Herz blutet, der kann auch abschnittsweise mähen und Teile der Fläche stehen lassen. Das freut auch die Insekten, die nicht schlagartig auf ihr komplettes Blütenbüfett verzichten müssen. Ein zweiter Schnitt ist dann Anfang bis Mitte September fällig, damit die Blumenwiese möglichst luftig in den Winter gehen kann und sich bei Feuchtigkeit und Schnee kein Schimmel bildet.

Zu tief mähen

„Viele mähen die Wiese zu tief runter“ hat Hilmar Keller beobachtet und empfiehlt 5 bis 6 cm Schnitthöhe. Das Mähgut kann zwar drei Tage liegen bleiben, soll aber zum Trocknen und Aussamen gewendet werden. Danach muss es runter von der Fläche, denn artenreiche Blühwiesen dürfen nicht gemulcht werden. Der Nährstoffeintrag würde die Vielfalt wieder verringern.

Gut zu wissen: Der Unterschied zwischen Blumenwiesen und Blühflächen

Blumenwiesen bestehen meist aus 30 bis 50 % Kräutern und Blumen und 50 % Gräsern. Sie bleiben jahrelang und verändern sich in ihr Aussehen von Monat zu Monat und von Jahr zu Jahr. Dagegen bestehen Blühflächen häufig zu 100 % aus Mischungen mit ein- oder mehrjährigen Blumen. Sie sind eher kurzlebig und werden im Laufe der Zeit immer artenärmer. Auch mehrjährige Blühmischungen müssen oft nach wenigen Jahren neu angesät werden.

Erst mal schauen, was da ist

„Viele Flächen haben schon einen wertvollen Pflanzenbestand“, sagt Hilmar Keller, „die brauchen keine Umwandlung in eine Blühfläche, sondern eine Umstellung der Pflege. Nährstoffentzug, also nicht mehr düngen, wenig mähen, nicht mulchen. Am besten im Vorfeld den Blick eines Fachmanns darauf werfen lassen“, rät er. Die Kreisfachberater an den Landratsämtern helfen da gerne weiter.

Blumenwiese an der Stadtmauer