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Balkon

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Der Schlemmerbalkon – essbare Vielfalt für Küche und Balkon

Ein schöner Balkon bereichert unser Leben. Im Sommer draußen zwischen den Pflanzen entspannen, das ist herrlich. Samenfeste Gemüse sind genau das Richtige, denn sie sind in der Regel nicht so anspruchsvoll wie Hybridsorten und oft besonders geschmackreich und gesund durch viele wertvolle Inhaltsstoffe.

Frühstart

Für die erste Ernte bietet sich eine frühe Aussaat von Radieschen und Kopfsalat an. Wenn die beiden abwechselnd angebaut werden, bilden sie ein Team, denn sie reifen nacheinander. So machen die Radieschen Platz für die Köpfe des Salates. Der ‘Rote Butterhäuptl’ beispielsweise ist nicht nur zart, sondern mit seinen roten Blättern ein echter Hingucker. Die frühe, geschützte Aussaat beginnt im März bis April in Saatschalen. Die Jungpflänzchen werden pikiert, von April an ins Freiland gepflanzt und dazwischen die Radieschen gesät. Für Herbstkulturen passt die Aussaat im Juli bis August.
Man kann von allen Salaten die äußeren Blätter ernten bis sie schießen und hat so auf kleiner Fläche eine fortlaufende Ernte. Besonders eignen sich schossfeste Salate für diese Vorgehensweise. Dazu zählen Eis- und Romanasalate, die sich, anders als Kopfsalate, nicht schließen. Sie bilden offene Köpfe, weshalb sie aber nicht so zart sind wie Kopfsalate. Eine altbewährte Romanasalatsorte ist beispielsweise ‘Teufelsohr’, die schossfest und zugleich frosttolerant ist.

Würze für die Küche

Gerade wärmeliebende Pflanzen sind auf einem Süd- oder Westbalkon gut aufgehoben. Viele Kräuter und Fruchtgemüse blühen oder erfreuen mit hübschen Früchten.

Kräuter: Sie sind die Basis des Küchengartens, auch auf dem Balkon. Dabei lässt sich mit mehrjährigen und unbekannteren Arten experimentieren. Die mediterranen Halbsträucher wie Bergbohnenkraut, Ysop, Lavendel, Salbei und Thymian lieben es heiß und vertragen auch Trockenheit bis zu einem gewissen Grad, während Schnittlauch und Petersilie damit nicht gut zurechtkommen. Entsprechend kann man die einzelnen Kräuter auch in größeren Gefäßen kombinieren. Die Halbsträucher sind wintergrün und werden im Frühjahr zurückgeschnitten.

Schnittknoblauch: Der anspruchslose Schnittknoblauch (Allium tuberosum) schiebt bei fortlaufender Ernte immer wieder neue Blätter und zieht mit seinen weißen Blütenkugeln viele Insekten an. Der Geruch von Schnittknoblauch ist weniger intensiv als der von normalem Knoblauch. Er eignet sich bestens als Beigabe zu Salaten und Asia-Gerichten und die Blüten können ebenso verwendet werden. Die Aussaat erfolgt ab März.

Austernpflanze: Die Austernpflanze (Mertensia maritima) stammt von den Küsten des Nordens, wo sie große Teppiche bilden kann. Die mit ihren graublauen, essbaren Blättern und blauen Blüten ausgesprochen dekorative Pflanze liebt es sonnig, aber nicht zu heiß. Sie ist schneckengefährdet und schon allein deshalb auf dem Balkon richtig platziert. Als Salatzutat erweitert sie das Spektrum der pflanzlichen Aromen auf besondere Weise.
Diese mehrjährigen Pflanzen kann man auf dem Balkon in einer geschützten Ecke oder an der Hauswand überwintern. Bei strengem Frost ist ein Schutz um Töpfe und Pflanzen, beispielweise mit Vlies,
ratsam.

Eingefangene Sommersonne

Fruchtgemüse darf nicht fehlen auf dem Balkon, denn es sieht hübsch aus und es ist eine fortlaufende Ernte möglich. Dafür empfehlen sich Tomaten, Paprika, Chili und Gurken und für Experimentierfreudige auch Auberginen, die im Topf vor einer warmen Hauswand gut gedeihen.

So lecker: Gurke, Chili und Tomate

Als Gurke wäre gerade für kleine Balkone die Mexikanische Zwerggurke (Melodria scabra) eine gute Wahl. Sie bleibt mit ihren zarten Trieben und kleinen Blättern filigran, entwickelt aber sehr viele hübsch gestreifte Früchte, die etwa die Größe einer Cocktailtomate haben. Gurken werden ab Mitte April auf dem warmen Fensterbrett vorgezogen.

Eine lokale Rarität unter den Chilis ist der ‘Leutscheuer Schotenpfeffer’ (Capsicum annuum), dessen rote Schoten die Blicke auf sich ziehen. Er eignet sich zum Frischverzehr, Würzen, Einlegen und Trocknen. Der reichtragende Chili ‘Lemondrop’ mit seinen gelben Früchten bietet dazu einen wunderbaren farblichen Kontrast und das leichte Zitrusaroma der Chilis passt ausgezeichnet in Tomatensauce.
Zur Vorkultur in Saatschalen ab Mitte Februar bis Ende März liegt die Temperatur optimal bei 25 bis 28 °C. Die Keimung dauert etwa 20 Tage. Pikiert werden die Pflanzen ab dem ersten Blattpaar nach den Keimblättern.

Tomaten lieben die Kultur in Töpfen, am besten überdacht. Besonders Fleischtomaten profitieren enorm davon. Ja, es ist ein Vorurteil, dass große Früchte nicht so intensiv schmecken. Die Fleischtomate ‘Consoluto Fiorentina’ ist ein köstlicher Gegenbeweis: die riesigen, saftigen und aromatischen Früchte dieser alten toskanischen Sorte machen süchtig. Vorkultur ab Mitte März auf dem warmen Fensterbrett.

Erst einmal abhärten

Alle Pflanzen, die im Haus vorgezogen werden, brauchen eine Abhärtung, bevor sie ins Freie gepflanzt werden können. An warmen Tagen zunächst im Schatten nach draußen gestellt, gewöhnen sie sich langsam an Sonne und Wind. Dauerhaft draußen bleiben sie ab Mai, sobald keine Temperaturen unter 5 °C mehr zu erwarten sind.

Raritäten

Exotische Pflanzen können eine besondere Rolle auf dem Balkon spielen. So wie der Schwarze Tortillamais, der mit seinen schwarzen Kolben nicht nur in der Küche, sondern auch als herbstliche Dekoration begeistert. Wie der Name andeutet, eignet er sich zur Herstellung von Tortillas, aber auch für Polenta.
In Verbindung mit rankenden Bohnen ersetzt der Mais die Bohnenstangen, denn Bohnen winden sich am Mais hoch. Als Sichtschutz sind die beiden eine wunderbare Kombination, die man auch noch mit Kürbissen oder Gurken ergänzen kann.
Die Bohnenkörner finden ihren Platz am Maisstängel, sobald er etwa 10 cm hoch gewachsen ist. Mit diesem Vorsprung des Stängels ist gewährleistet, dass die Bohnen den Mais nicht überwuchern. Besonders gut passen Reiserbohnen zu dieser Mischkultur, denn sie erreichen eine Höhe von etwa 1,50 m. So lassen sich jedes Jahr neue Kombinationen und neue Gäste auf dem Balkon testen und genießen. Wie spannend und was für ein Genuss.

Barbara Keller

Praxistipp für die Gemüsekultur in Töpfen:

Ausreichend große Gefäße
Die Größe der Pflanzgefäße sollte an die Pflanzengröße und -anzahl angepasst sein. Für eine Tomatenpflanze passt ein etwa 10 Liter-Topf, für die Kombination von Mais und Bohnen sollten es schon mindestens 20 Liter sein, je nach Anzahl der Pflanzen, die man darin unterbringt.

Die passende Erde
Die Grundlage des Wachstums ist ein gutes Substrat. Für Pflanzen, die mehrere Monate im Topf bleiben, ist es ratsam ein besonders stabiles Substrat zu verwenden, in dem z. B. mineralische Anteile für eine dauerhaft gute Belüftung sorgen. Dazu eignet sich z. B. Kübelpflanzenerde.

Oft ist so ein Substrat zwar ausreichend für Kräuter gedüngt, für Gemüse ist es aber angebracht, von Anfang an zusätzlich zu düngen.

Unsere Vielfaltsmacher-Sorten

Viele der vorgestellten Sorten sind in in unserem Online-Shop erhältlich:
www.gartenratgeber.de/shop

Reiserbohne 'Pea Bean Inca'. (Foto: Barbara Keller)
Mexikanische Minigurke. (Foto: Barbara Keller)
Romanasalat 'Teufelsohr'. (Foto: Barbara Keller)
Schnittknoblauch. (Foto: Barbara Keller)
Schwarzer Tortillamais. (Foto: © stock adobe com/PatyD)
Austernpflanze. (Foto: Barbara Keller)